Über den Kanal

Ausschnitt Nordsee-Zeitung Bremerhaven, Sonnabend, 20.03.1976

 

 

Ein legendäres Brett
Ein legendäres Brett

 

Ärmelkanal zu Fuß überquert:
Die Bretter kommen ins Museum

 

Jürgen Charchulla (38) zählt zu den ersten drei Menschen, die zu Fuß den Ärmelkanal zwischen Calais und Dover überquerten: Stehend auf einer bügelbrettähnlichen Unterlage mit Segel, genannt Windsurfer.

Gestern schenkte Charchulla seinen historischen Surfer dem Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven.

Auf großer Fahrt Richtung Dover
Auf großer Fahrt Richtung Dover

Der Bremer Windsurfer ist Schiffsoffizier, der seit einigen Jahren das Meer nur noch als Wassersportler sieht. Er arbeitet als Industrievertreter und erlernte das Surfen aus einem Handbuch. Inzwischen beherrscht der ehemalige Schiffsoffizier die Fortbewegung auf dem Wasser mittels Brett und Segel derart, dass er in Bremen am Uni-See, am Zwischenahner Meer und auf Norderney eine Windsurfing-Schule gründete. Zusammen mit sieben Sportsfreunden wollte er Pfingsten vergangenen Jahres den Ärmelkanal überqueren. Doch nur drei Surfer stachen Pfingstsonntagmorgen um sieben Uhr in Calais in See - begleitet von einem offenen Motorboot. Außer Jürgen Charchulla war noch sein Zwillingsbruder Manfred und der Lufthansa-Pilot Bernd Ullrichs aus Kiel mit von der eigenartigen Segelpartie.
Der Südwestwind mit drei bis vier Stärken war fast ideal, die Sicht dagegen nur mäßig. Das Trio probierte auf der Reise einen neuen Beschlag aus, der ihren Gürtel mit dem Mast verband. Vorher musste die Windsurfer den Klappmast ausschließlich durch die Armkraft halten, was dazu führte, dass er meist nach einigen Minuten vor Erschöpfung umfiel.

Im Ziel
Im Ziel

"Ich bin zwischen Calais und Dover nicht ein einziges Mal baden gegangen", sagte Jürgen Charchulla. Sein Bruder habe einmal Bekanntschaft mit dem Wasser gemacht, weil er seine Pfeife aus dem Mund verloren habe und sie wieder auffischen wollte. - Bruder Manfred rauchte danach kalt.
Acht Stunden dauerte die Hinfahrt nach Dover. Dort kippten die Windsurfer erschöpft in das Begleitboot, tranken und fielen in Schlaf. Sie wachten erst nachts in Calais wieder auf.